Am 10./11. März 1962 fand in Frankfurt/Main im Haus der Jugend ein heimatpolitischer Lehrgang der
Sudetendeutschen Jugend Hessen statt. Ziel des Lehrganges war zum einen das Jahresthema abzuschließen
und zum anderen mit den Vorbereitungen für den Sudetendeutschen Tag in Frankfurt/Main zu beginnen.
Am Samstagabend hielt Dr. Aschenbrenner einen Lichtbildervortrag über Die heutige CSSR.
An Hand seiner Aufnahmen zeigte er, daß zwar in Industrieorten und anderen wichtigen Städten der CSSR
eine rege Bautätigkeit herrsche, andererseits aber viele Häuser, Kirchen und oft ganze Siedlungen durch
Witterungseinflüsse zerfallen oder im Zerfall begriffen sind.
Von der Zerstörung der Häuser sind vorwiegend ländliche Gebiete betroffen, da der
Bevölkerungsverlust, der durch die Austreibung der Deutschen sowie durch Kriegs- und
Besatzungseinwirkungen entstanden ist, noch immer nicht vollständig ausgeglichen werden konnte.
Durch die Überbetonung der Schwerindustrie und die rigorose Kol1ektivierung der Landwirtschaft
wurde diese Entwicklung noch begünstigt.
Landesgruppenführer Peter Hucker schätzt die Zahl der noch in der CSSR lebenden Deutschen auf 150 - 200.000 und betont, dass wohl heute eine rechtliche Gleichstellung der Deutschen mit den Tschechen bestehe, es aber keine Schulen und sonstige kulturellen Einrichtungen gebe, in denen die deutsche Sprache gelehrt oder gepflegt werden könnte.
Am Sonntagmorgen sprach Ingrid Schrimpl über ihre Erfahrungen im Ausland und über die Sicht der
deutschen Nachkriegsprobleme bzw. die sudetendeutsche Frage aus der Perspektive der Ausländer.
Frl. Schrimpl, die als Vertreterin der Bundesrepublik am Commonwealth Youth Movement in
England teilgenommen hat, erklärte: Wenn auch das Deutschlandproblem mit all seinen Fragen im
Ausland nicht vergessen sei, so sollten wir nur nicht annehmen, daß alle Welt nur von Deutschland
spreche.
Auch sollte man nicht gleich bei der ersten Begegnung mit einem Ausländer über schwierige Probleme
sprechen, sondern vielmehr müßten erst persönliches Verstehen und Freundschaft sowie viele
Unterhaltungen über Schwierigkeiten und Probleme in beiden Ländern ein solches Gespräch vorbereiten,
wobei auch zwangsläufig geschichtliche und politische Detailfragen erörtert werden.
Am Sonntagmittag wurde Peter Hucker als Landesgruppenführer der SdJ wiedergewählt.
Anschließend berichtete Horst Theml über die Aufgaben der Sudetendeutschen Jugend bei den
Vorbereitungen zum Sudetendeutschen Tag in Frankfurt/Main.
Zum“Memorandum der Acht" wurde eine Entschließung gefaßt, die dem Landesgruppentag der DJO zugeleitet und von diesem ebenfalls einstimmig angenommen wurde.
Um 15.00 Uhr schloß der Lehrgang mit einem Schlußwort Peter Huckers und einem Lied.
Home |