An dieser Stelle wollen wir aus "unser arbeitsbrief" zitieren.
In Nummer 10-11/1968 ist ein Vorschlag für das Werken in der Gruppe zu findem, vor dessen Ausführung
gleich zweimal gewarnt wird -- ein auch in dieser Schriftenreihe seltener Vorgang.
Lesen Sie zunächst den Leitartikel auf der ersten Seite der Ausgabe 10-11/1968
Lieber Gruppenführer!
Zu der vorliegenden Doppelnummer haben wir uns entschlossen, da wir in "unser arbeitsbrief" weder die Politik noch die Jugendarbeit zu kurz kommen lassen wollten, von beidem aber so viel zur Veröffentlichung vorlag, daß es unmöglich in einer einfachen Nummer unterzubringen war. Wir hoffen in Deinem Sinne gehandelt zu haben.
Du findest in diesem Heft zwei ausgearbeitete Heimabende -- einer davon :"Böhmische Küche", ist naturgemäß nur für Mädchen geeignet. Du solltest aber keinesfalls versäumen, den Beitrag über die Vorgänge in der Tschechoslowakei mit Deiner Gruppe zu behandeln. Mit Hilfe einiger Dias und Lieder läßt er sich gut zu einem kompletten Heimabend ausbauen. Geeignete Dias dazu findest Du im Diaverzeichnis , das wir in der letzten Nummer von "unser arbeitsbrief" veröffentlichten.
Solltet Ihr Euch entschließen, eine Berlinfahrt zu unternehmen, so findest Du auch hierzu in besagtem Verzeichnis geeignete Dia-Reihen: 201, 205 , 208, 209, 210, 211 und 216.
Noch eine Anmerkung zum Werkvorschlag "Gipsköpfe": Sicher wirst Du Dir vorstellen können, daß es bei der Ausführung unserer Anweisungen zu überraschend schneller Verteilung des Gipses kommen kann -- als wir versuchten, unserer Inge eine Gipsmaske anzupassen, nahm sie einen kräftigen Mund voll der flüssigen Gipsmasse und versprühte ihn gleichmäßig auf alle Helfer -- daher ist es ratsam, als Schauplatz des Geschehens eine Scheune, Werkstatt oder dergleichen zu wählen, oder aber den Gruppenraum mit Zeitungspapier auszulegen.
Im Innern dieses Heftes findest Du die Wappen der deutschen Länder und Landsmannschaften. Diese acht Seiten, zusammen mit dem Verzeichnis in einem Sonderheft, kannst Du gegen einen Unkostenbeitrag von -,50 DM zu- züglich Porto von uns beziehen.
-- Die Redaktion --
Nun folgt der Werkvorschlag im Inneren des Heftes:
für Leute mit starken Nerven
Fritzchen aus unserer Gruppe macht seiner Oma sicherlich eine große Freude, wenn er ihr zur Weihnachten seinen "Gipskopf" in naturgetreuer Ausführung schenkt. Auch für die Gruppe ist es schön, wenn sie sich eine "Ahnengalerie" schaffen kann. Vielleicht läßt sich diese auch zur "Ruhmeshalle" ausweiten.
Eigentlich muß das ja ganz einfach sein: Man schüttet oder streicht Gips auf das Gesicht, wartet bis dieser erstarrt ist und nimmt die Form ab; diese gießt man, wenn sie vollends fest ist, mit erneut angerührtem Gips aus.
Ja, wenn das so leicht wäre! Das Modell muß ja während des ganzen Vorganges atmen können. Wir haben viele Versuche angestellt, dieses durch ein in Mund oder Nase gestecktes Röhrchen zu ermöglichen. Aber alle Vorschläge hatten den Nachteil, daß sie die Form der fertigen Maske mehr oder weniger veränderten.
Schließlich kamen wir auf eine Art, die bei sorgfältiger Ausführung das Modell exakt abbildet:
Während der ersten Etappe verzichten wir auf die Nachbildung des Mundes und lassen das Modell durch die
leicht geöffneten Lippen atmen. Nach Erhärten des Gipses wird die Form geeignet angebohrt und dem Modell die
Möglichkeit gegeben, durch die Nase Luft zu holen. Es kann jetzt der Abguß der Mundpartie angefügt werden. Das
Hauptaugenmerk ist darauf zu richten, daß die beiden "Güsse" sich gut zusammenfügen. Auch darf beim Atmen durch
den Mund das Kinn nicht nach unten geschoben werden.
Bevor wir anfangen müssen wir uns beschaffen:
Wenn wir alles beisammen haben, ist folgendes zutun:
Ihr seht, die Arbeit ist weder allzu schwierig noch teuer.
Sie stellt jedoch hohe Anforderungen an die Nerven des "Opfers" -- es ist nicht jedermanns Sache sich so
eingipsen zu lassen.
Unser Modell übersteht das Ganze aber sicher mit heiler Haut; wenn wir die einzelnen Phasen mit Ruhe und Umsicht ausführen.
Dies war also der Werkvorschlag.
Direkt hinter diesem war in "unser arbeitsbrief" zu lesen:
Liebe Mütter!
Zwei der an der Ausgestaltung dieses Arbeitsbriefes maßgeblich beteiligten jungen Herren kamen an einem 25. 12. auf den Gedanken, dem Großvater zum nahen Geburtstag von seinen Enkeln Gipsmasken zu schenken.
Gesagt, getan -- leider war in unserem neuen Haus vom Bau noch Gips vorhanden. Mit Begeisterung ging´s los. Wir Älteren waren erstaunt, daß alles ohne außergewöhnliche Ereignisse über die Bühne ging und wir die Negative der Gesichter der beiden Akteure bewundern konnten.
Für den 9-jährigen kleinen Bruder, dessen Antlitz auch die "Ahnengalerie" des Großvaters vervollständigen sollte, war die Prozedur aber zuviel. Ich hielt das Luftröhrchen und hatte geschworen, daß es nicht verstopft würde.
So ließ er die Vorbereitungen mit Fassung über sich ergehen. Bis, ja bis ihm der große Bruder einen 3/4-vollen Eimer mit eiskaltem Wasser angerührten Gipsbreies mit einem Ruck aufs Gesicht kippte. Ein Schrei! Ein Sprung!
Ahnen Sie, wieviel Gipsbrei in einem Eimer ist?
Ahnen Sie, wie weit sich der verteilen kann?
Ahnen Sie, wie schnell Gips vor allem unter Wasser härtet?
Ahnen Sie, wie er in jedes Gewebe eindringt?
Ahnen Sie, welche Freude das am 1. Weihnachtsfeiertag bringt?
Ich weiß es!
Die Stimmung war großartig, als die zwei Künstler mit Hämmern aus zwei Pullovern den Gips klopften.
In der großelterlichen Wohnung hängen heute noch nur zwei Gipsmasken.
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